Ein inklusives Tanz- und Theaterprojekt wird gefilmt – Teil 2
Dieser Artikel ist die Fortsetzung des Artikels „EZNERG“ – ein inklusives Tanz- und Theaterprojekt wird filmisch dokumentiert.“
Jeden Donnerstag von April bis Juli und September bis Dezember 2012 entwickeln 20 Personen ein Tanz- und Theaterstück. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen [i:si] – Raum für Medien (Bennohaus Münster) und der Fachhochschule Münster. Beteiligt sind elf StudentInnen und neun Menschen mit Behinderung. Ziel des Projektes ist neben der Förderung der Inklusion die Entwicklung des Körpergefühls, das Entdecken der Potentiale der Teilnehmer und die Förderung der Kreativität. Das Projekt wird von einigen Teilnehmern und zwei Medientrainerinnen filmisch dokumentiert.
Der Rolli als Dolly!
Ein Film lebt von vielen verschiedenen Einstellungsgrößen, Kamerafahrten und den dadurch entstehenden abwechslungsreichen Bildern. Sie lassen sich besonders gut mit einem Rollstuhl erstellen. Kotteiba, einer der Teilnehmer, ist Rollifahrer und somit der ideale Kameramann für diese Bilder.
Er gibt Jodokus genaue Anweisungen wohin er geschoben werden möchte und filmt das Geschehen aus seiner Sicht. Besonders Szenen am Boden als auch Einstellungen aus der Froschperspektive lassen sich so ruhig und konzentriert durchführen. Am Schnittplatz kann die Geschwindigkeit der Fahrten auch nachträglich verändert werden. Die meisten Kameras haben ein Bedienungsfeld im Kamerabügel. So kann Kotteiba die Kamera unten neben den Rollstuhl halten und bequem filmen. Ein wichtiger Tipp hierbei ist: Nur der Rollifahrer gibt die Anweisung wann und wohin er gefahren werden möchte. Niemand schiebt einfach so drauf los. Wenn man sich einen Teilnehmer nimmt und diesen mit den Händen an den Schulterblättern einfach durch den Raum schiebt, wird der Sinn dieser Regel schnell allen klar.
Um den Einsatzbereich der Rollifahrer zu vergrößern, kann schon im Vorfeld des Filmens, bei der Erstellung des Storyboard, darauf geachtet werden zum Beispiel Gesprächsszenen im Sitzen durchzuführen. Sollte keine Sitzgelegenheit vorhanden sein, können die Protagonisten auch kniend miteinander reden, denn bei nahen Einstellungsgrößen ist vom Hintergrund meistens nicht viel zu sehen.
Ein weiterer Vorteil des Rollstuhls ist, das so auch Drehungen sehr gut zu filmen sind.
Bei längeren Filmarbeiten erleichtert ein Bauchstativ die Arbeit enorm und sichert ruhige Bilder. Die Bedienung der Kamera mit nur einem Arm ist ebenfalls durch das Bauchstativ möglich. Auch das Filmen über Kopf wird einfacher, da das Stativ ausfahrbar ist. Selbst wenn nur ein schmales finanzielles Budget zur Verfügung steht lohnt sich die Anschaffung des Stativs. Es ist nicht teuer und immer schnell und grade in der inklusiven Filmarbeit praktisch einsetzbar.
Die vielen abwechslungsreichen Möglichkeiten beim Drehen mit dem Rollstuhl sichern Bilder mit interessanten Motiven und aus spannenden Perspektiven und sind ein enormer Zugewinn für jede Dreharbeit.
Interessierte können sich ab Juli durch den Blog www.jeder-ist-ein-tänzer.de über die Entwicklung des Projektes informieren. Der Dokumentarfilm wird im nächsten Jahr fertig sein und dann in einem Kino in Münster der Öffentlichkeit vorgestellt werden.