Rückblick auf Modul 3 der Weiterbildung Inklusive Medienpädagogik 2014 von Selma Brand
Am 29. und 30. August 2014 fand nach der langen Sommerpause das dritte Modul der Weiterbildung Inklusive Medienpädagogik im Rahmen des Projekts Netzwerk Inklusion mit Medien in Bonn bei barrierefrei kommunizieren! statt. Das Thema war Videoarbeit in inklusiven Gruppen.
Da die Teilnehmenden sehr unterschiedliches Vorwissen im Bezug auf die Filmarbeit hatten, haben sie in zwei Gruppen gearbeitet. Diejenigen, für die die Videoproduktion kein Neuland ist, haben sich mit der Möglichkeit, Videos am iPad zu erstellen, befasst. Schon am Freitag Nachmittag stellten sie kleine Filme inklusive Schnitt und Ton fertig, welche anschließend der ganzen Gruppe präsentiert wurden. Es stellte sich heraus, dass sich Tablets für die Produktion sehr gut eignen, da man nicht auf verschiedene Geräte angewiesen ist und somit viele potenzielle Fehlerquellen eliminiert. Allerdings muss man motorisch absolut fit sein, sonst kann das genaue Treffen einer Schaltfläche zur Verzweiflung führen. Abschließend wurde noch eine Übung durchgeführt, bei der in kleinen Szenarien eine falsche Handlungsweise von Betreuern aufgezeigt wurde. Sie sensibilisierte vor allem für den großen Bereich der nicht-direkt-sichtbaren Einschränkungen. Die zweite Gruppe, die sich mit Videoarbeit gar nicht auskannten, haben sich mit den grundlegenden Gestaltungselementen eines Videos befasst. Sie lernten die Einstellungsgrößen, Perspektiven und Formate kennen. Außerdem erfuhren sie, welchen psychologischen Effekt die Nutzung der einen oder anderen Einstellungsgröße auf den Zuschauer hat. Ausgestattet mit kleinen Fotokameras konnten sie ihr neu erlangtes Wissen im Rahmen einer kleinen Fotostory direkt anwenden. „Man muss da wirklich auf 100 Dinge achten“, bemerkte eine Teilnehmende, als sie beim Sichten bemerkte, dass der Hintergrund nicht zu der Geschichte passte…
Anschließend planten die Teilnehmenden einen Kurzfilm, den sie am nächsten Tag drehen sollten. Beim Schreiben des Storyboards überlegten sie ganz genau, welche Einstellungen für eine authentische Geschichte und die erwünschte Wirkung beim Zuschauer sinnvoll sind. Auflockerung zum meist technischen Input des Tages bot ein hervorragender Vortrag eines der Teilnehmenden zum Thema „Autismus“: Martin berichtete authentisch und ehrlich aus dem Alltag in seiner Wohngruppe, räumte mit Vorurteilen auf und zeigte anhand vieler Bilder von tagesablaufstrukturierenden Elementen, wie man einen Autisten gut integrieren kann. Der Samstag begann mit einer kleinen Einheit zum Thema „Ideenfindung“ anhand eines Rapliedes, in dem unzählige Themen angeschnitten werden (z.B. Umweltverschmutzung, Krieg, Zivilcourage…). Wie man speziell in inklusiven Gruppen arbeiten sollte, damit man neben einem schönen Produkt (was für die Teilnehmenden immer besonders wichtig ist) auch niemanden über- oder unterfordert, zeigte Inklusionsscout Maria Frahling den Teilnehmenden mit einer Powerpoint-Präsentation und einigen Filmbeispielen.
Anschließend wurde denjenigen, die schon viel Erfahrung im Umgang mit der Videokamera hatten, die Aufgabe gegeben einen weiteren Kurzfilm zu drehen. Besonderer Clou: Sie zogen eine „Behinderung“ und durften über Stunden nicht aus der Rolle hinaus. So war eine Person im Rollstuhl, jemand blind, eine Teilnehmende grobmotorisch und eine andere Mutistin (nicht-sprechend). Gemeinsam sollten sie den Film planen und drehen. Wichtig war es, das alle einbezogen und gleichermaßen am Prozess und wichtigen Entscheidungen beteiligt wurden. Eine Evaluation in der Großgruppe zeigte, dass es wirklich schwer ist, ganz inklusiv zu arbeiten. „Ich kann mir jetzt definitiv vorstellen, wie sich jemand fühlt, der gar nicht hören kann. Wenn es immer so lange dauert, alles aufzuschreiben, wird man schnell übergangen. Darauf müssen wir bei unseren Projekten echt achten.“
Anschließend arbeiteten die Teilnehmenden, die am Vortag den Kurzfilm geplant hatten mit Feuereifer daran, diesen auch umzusetzen. Sie filmten, kontrollierten das Set und nutzen abwechslungsreiche Einstellungen. Ein Teilnehmender musste im Film weinen und wurde mit viel Aloe-Vera-Gel im Gesicht bedacht, was zur Erheiterung aller beitrug… Nach Abschluss der Drehphase lernten sie das Programm MovieMaker kennen und schnitten den Film grob fertig. Sie hinterlegten die einzelnen Szenen mit dramatischer Musik und fügten Textblenden ein. Der Feinschnitt muss – ebenso wie die nicht gemachten Pausen – als Hausaufgabe nachgeholt werden. Bei der Präsentation am Ende des Tages ernteten sie viel Applaus! Zusammenfassend lässt sich das Seminar trotz Zeitknappheit als voller Erfolg werten, eine Teilnehmende sagte am Ende: „Ihr habt mir richtig Lust auf mehr gemacht! Ich glaube, dass ich mit Videoproduktion mein Lieblingsmedium für die inklusive Arbeit gefunden habe!“