Kinder mit und ohne Rollstuhl

mobil+stark: Handy-Rallye

Durch Bad Kreuznach. Gastbeitrag von Diemut Kreschel

Die mobil+stark Handyrallye in Bad Kreuznach ist eingebunden in das Projekt mobil+ stark von medien+bildung.com. Mit diesem Projekt bietet medien+bildung.com verschiedene Bausteine für unterschiedliche Zielgruppen in inklusiven Settings an. Die Bedürfnisse der Teilnehmenden und die Förderung ihres individuellen Stärkenbewusstseins stehen dabei im Mittelpunkt. Ziel ist es, neben den technischen auch die sozialen Kompetenzen zu stärken und die gesellschaftliche Teilhabe zu unterstützen.  mobil+stark ist als offenes Bausteinkonzept geplant, dies ermöglicht eine flexible Ausgestaltung und eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung. mobil+stark wächst inhaltlich und methodisch mit jeder weiteren Durchführung. Wir setzen mobile Geräte wie Tablets und Smartphones ein, um mit unseren Kooperationspartnern Methoden, Konzepte und Apps mit und für Menschen mit Behinderung zu testen und zu entwickeln. Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmenden selbst die Experten sind. Sie wissen am besten, was sie brauchen und wie die Technik auf ihre Bedürfnisse hin angepasst werden sollte. Wir unterstützen sie darin, sich mit der Funktionsweise der Geräte vertraut zu machen und die für sie geeigneten Apps zu finden und zu nutzen. Welche mobilen Medien und welche ergänzenden ganzheitlichen Methoden zum Einsatz kommen, entscheidet das Referententeam (Pädagogische Fachkräfte und Medienpädagoge/in) gemeinsam mit den Teilnehmenden.

Handyrallye durch Bad Kreuznach – ein Projektbaustein von mobil+stark

Teilnehmende der Handyralley mit SmartphoneMit dem Projektbaustein „Handyrallye durch Bad Kreuznach“ haben die Medienpädagoginnen Dr. Maren Risch und Diemut Kreschel zum ersten Mal die App Actionbound im Rahmen eines mobil+stark Praxisprojekts mit einer Schulklasse im inklusiven Kontext eingesetzt. Beim ersten Termin ging es zunächst darum den Schüler/innen das Projektvorhaben zu erläutern und sich gegenseitig kennen zu lernen. Das Projektvorhaben  „Handyrallye durch Bad Kreuznach“ wurde vorab in Absprache mit der betreuenden Lehrkraft und der Schulleitung aus einem Pool an möglichen Projektbausteinen herausgegriffen.

Projektvorbereitung und erste Schritte

In einem ersten Schritt nahmen wir Kontakt zu Schulen auf. medien+bildung.com suchte für das Projekt mobil+stark interessierte Schulen, die gemeinsam mit dem medienpädagogischen Team im inklusiven Setting Medienbildung ausprobieren und gestalten wollen. Nach ersten Absprachen mit der Schulleitung und der Festlegung auf die Umsetzung einer Handyrallye wurde die Zielgruppe festgelegt und das konkrete Projektvorhaben und der Verlauf entworfen. Das Projekt startete mit einem Kennenlernen innerhalb des Klassenraums. Dabei konnten  die beteiligten Schüler/innen einen ersten Eindruck von unserem Vorhaben gewinnen. Die Medienpädagoginnen verschafften sich einen Überblick über die individuellen Beeinträchtigungen der einzelnen Schüler/innen und besprachen mit der Lehrkraft die geplanten Projektschritte.

Vorteile von Tablets für Heranwachsende mit Behinderung

Tablet im Handyralley-EinsatzBei diesem ersten Treffen erkundigten sich die Medienpädagoginnen auch über die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit dem Einsatz mobiler Geräte (Handy und Tablet) im schulischen und außerschulischen Alltag. Danach war den Medienpädagoginnen deutlich, dass über ein Drittel der Gruppe aufgrund ihrer Beeinträchtigungen mobile Medien, insbesondere individuell ausgestatte Tablets, bereits aktiv nutzen und diese die Unterrichtssituation, aber auch den Alltag außerhalb der Schule bereichern und das Leben vereinfachen. Die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe durch den Besitz eines eigenen Tablets spielten neben der Erleichterung z. B. bei der Texteingabe im Vergleich zum Schreiben mit Stift auf Papier eine erhebliche Rolle.

Festlegung der Rallye-Stationen und Entwicklung von Fragen

In Vorbereitung auf die folgenden Praxistermine erläuterten die Medienpädagoginnen den Schüler/innen den Ablauf des Projekts und erklärten, was unter einer Handyrallye zu verstehen ist. Bereits bei diesem ersten Termin stellte die Klasse eine Liste sehenswerter Punkte in Bad Kreuznach zusammen – mit dem Vorhaben diese beim nächsten Treffen anzusteuern und passende Fragen zu den Orten zu entwickeln. Beim zweiten Termin machte sich die Schulklasse – aufgeteilt in zwei Projektgruppen anhand der bereits gesammelten Routenpunkte auf den Weg durch Bad Kreuznach.

Tablets im Einsatz

IMG_3533_klein - für blogZu den einzelnen Punkten wurden Fragen entwickelt und direkt vor Ort mit den mobilen Geräten notiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass jede/r Schüler/in zum Zug kam. Parallel zur Erarbeitung der Fragen wurde eine rollstuhlgerechte Route durch die Stadt erkundet und festgelegt. Die mobilen Geräte kamen auch bei der Aufnahme der routenrelevanten Fotos zum Einsatz. Die fotografischen Aufgaben bearbeiteten verstärkt die Schüler/innen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht schreiben können.

Inklusive Medienarbeit – Für jede/n gibt es eine Aufgabe

Nach der Begehung der Route und der Erarbeitung der Fragen arbeiteten im Klassenraum zwei Kleingruppen an den nächsten Aufgaben. Eine Gruppe legte die finale Route – ganz ohne Medien – am Flipchart fest. Die zweite Gruppe sortierte die gemachten Fotos nach „Dokubild“ und „Routenbild“ und bearbeitete sie am Laptop. Je nach Auffassungsgabe der Schüler/innen dauerte die Fotobearbeitung unterschiedlich lang. Grundsätzlich war die Aufgabe durch alle Beteiligten zu bewältigen. Nachdem die Punkte der Route beschlossen worden waren, gaben die Schüler/innen die ersten fünf Stationen ihrer Rallye in die Stadtrallye-App Actionbound ein. In dieser Phase wurde im Klassenraum am Whiteboard gearbeitet. Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit im Tagesablauf und nachlassender Konzentration wurden bei diesem Programmpunkt die Teilnehmer/innen eingebunden, die starkes Interesse an der Aufgabe zeigten und die nötige Konzentration aufbrachten. In der Arbeitsumgebung der App Actionbound müssen jeweils die Koordinaten des jeweiligen Stationspunkts festgelegt, die zugehörige Frage und die Antwortalternativen eingegeben werden. Außerdem wurden die Fotos zu den jeweiligen Stationen hochgeladen. Leider war es aufgrund der knappen Zeit nicht möglich alle Fragen und Antworten im Klassenverband einzugeben. Die Medienpädagoginnen komplettierten später die Datensätze in Actionbound.

Die Rallye im Realitätscheck

Nachdem die Handyrallye erstellt war, wurde sie mit den Teilnehmerinnen und einer Parallelklasse kurz vor Ende des Schuljahres getestet. Teil dieses Tests war auch eine Befragung – die Rallye fand dabei großen Anklang. Den Schüler/innen der Projektklasse wurde erst beim Probelauf mit der Nachbarklasse bewusst, was sie geschafft hatten. Auf ihre Handyrallye durch Bad Kreuznach waren alle sehr stolz. Die Medienpädagoginnen hätten sich in der Rückschau etwas mehr Vorlaufzeit gewünscht, um alle Schüler/innen noch gleichmäßiger beteiligen zu können. Aber auch wenn das Projekt unter dem engen Zeitkorsett am Schuljahresende zu leiden hatte, wurden alle Ziele erreicht.

Infos zur Autorin

Diemut Kreschel
Medienpädagogin
medien+bildung.com