Mona Kheir El Din zum Abschluss des Projekts BuBiTo
Das Handbuch MedienKreativ – Praxisempfehlungen für Eltern und pädagogische Fachkräfte in Leichter Sprache und auf Arabisch ist jetzt bestellbar! Wir haben Mona Kheir El Din vom Projektteam der Fachstelle Interkulturelle Bildung und Beratung (FiBB) e. V. und Inklusions-Scout 4 Fragen zum Projektabschluss von BuBiTo gestellt:
Nimm!: Die Broschüre ist das Ergebnis eures Projekts BuBiTo – Buchstabe, Bild und Ton – Mehrsprachige Literalität und Medienkompetenz für Kinder. Das Projekt sollte über mehrsprachige Vorleseaktionen und inklusive Medienworkshops die mehrsprachige Literalität und Medienkompetenz von Kindern fördern. Welche Überlegungen führten zu diesem Projekt?
Mona Kheir El Din: Wir führen schon lange Elterngruppen zur Förderung der Medienerziehung durch. Dabei haben wir gemerkt, dass es wichtig ist, auch ein Angebot vorzuhalten, welches noch praxisorientierter ist. Ein Angebot, bei dem Eltern „begreifen“, wie die kreative Beschäftigung mit ihren Kindern allen eine Freude bereiten kann. Außerdem erfahren Eltern und Kinder, dass man (elektronische) Medien nicht verteufeln muss, sondern dass man Medien ganz bewusst und aktiv nutzen kann und dass man dabei Tolles produzieren kann.
Auch Vorlesegruppen in Familiensprachen bieten wir seit einigen Jahren an. Bisher hatten wir nicht die Gelegenheit, ein abschnittsweises Vorlesen in unterschiedlichen Sprachen auszuprobieren. Dies stellt große Herausforderungen an die Vorleser_innen. In diesem Projekt war es möglich, die Vorleserinnen gut auf diese pädagogisch schwierige Aufgabe vorzubereiten und Erfahrungen mit dieser Methode zu sammeln.Wie alle unsere Programme ist auch dieses Projekt mehrsprachig.
Nimm!: Welche Schlüsselmomente gab es im Projekt, was waren eure Aha-Erlebnisse und Highlights?
MKD: Es war interessant in den Medienworkshops zu sehen, wie manche Eltern der Kreativität der eigenen Kinder im Weg standen, nur um nach ihren Maßstäben „schöne“ Produkte zu erstellen. Das haben wir natürlich aufgegriffen, indem wir die Kinder gestärkt haben in ihrem Vorhaben.
Schön war, wie die Kinder sich nach und nach mehr getraut haben, ihre Familiensprachen offen in der Gruppe zu nutzen und in ihren Produkten einzubeziehen. Leider machen mehrsprachige Kinder noch immer häufig die Erfahrung, dass ihre Familiensprachen in der Öffentlichkeit nicht so angesehen sind bzw. nicht erwünscht ist – das prägt. Daher haben unseren Vorleser_innen und Medienexpert_innen ihre eigene Mehrsprachigkeit immer betont und auch in der Gruppe genutzt – als Vorbild für die Kinder.
Das größte Aha-Erlebnis hatten aber die teilnehmenden Kinder, die Trickfilme gedreht haben. Sie haben über die Anzahl der notwendigen Bilder ganz schön gestöhnt!
Auch in den Vorlesegruppen haben die Kinder nicht schlecht gestaunt, ihnen bekannte deutschsprachige Bilderbücher in anderen Sprachen vorzufinden, z.B. die Kasimir-Reihe auf Arabisch oder die Grüffelo-Reihe auf Russisch oder Türkisch.
Nimm!: Welche Schwierigkeiten musstet ihr überwinden, was hat euch total genervt und würdet ihr rückblickend etwas anders machen?
MKD: Im Projektantrag mussten wir genau angeben, wie lang jeder Medienworkshop dauert, um die notwendigen finanziellen Mittel auf einen einzelnen Workshop herunter brechen zu können. Das hat uns dazu verleitet, dass wir genau festgelegt haben, wie viele Stunden jedes Workshopthema benötigt. Das war anfangs sehr nervig, denn dies hat zu Stress in der Gruppe geführt. Nachdem unsere Medienexpertinnen, die die Workshops leiten, dies mehrfach zurück gemeldet haben, sind wir dazu übergegangen zeitlich sehr flexibel die Workshops anzubieten. Das ging soweit, dass wir den Eltern gesagt haben, dass ein Workshop 3-5 Termine dauern kann, je nach Gruppe und dass wir das Ende somit offen lassen. Das hat sehr viel besser funktioniert und die Eltern haben sich darauf eingelassen. Dies wird auch in den Sachbericht einfließen.
Bei den Vorlesegruppen war manchmal das Setting in der Kita/Grundschule der Idee einer mehrsprachigen Vorlesegruppe im Weg. So wollten manche pädagogischen Fachkräfte explizit nur ein- oder zweisprachig vorlesen lassen. Oder die räumlichen Gegebenheiten waren so eng, dass man gar nicht genügend Kinder in unterschiedlichen Sprachen dabei haben konnte, damit sie sich beim Verstehen einer Geschichte gegenseitig unterstützen konnten.
Nimm!: Und wie geht’s jetzt weiter?
MKD: Das ist eine sehr gute Frage, denn das große Dilemma in der Projektarbeit ist, dass häufig nur neue, innovative Projekte gefördert werden. Hat man ein neues, innovatives Projekt erprobt und für gut befunden, so ist es schwierig, es weiter finanziert zu bekommen. Hier liegt eine Schwäche im System.
Wir werden auf jeden Fall versuchen, das Projekt weiterzuführen und recherchieren nach neuen Geldgebern. In der Zwischenzeit bieten wir die Workshops gegen Honorar an.