Junge Geflüchtete partizipieren durch aktive Medienarbeit. Workshop-Bericht von Birgitt Nehring und André Naujoks

Am 10.10.2016 ging es los mit unserem neuen Medienprojekt für junge Geflüchtete. Die Werbung lief sehr intensiv, aber ohne die Mitarbeit von Lehrern und Betreuungsstellen wie Caritas hätten die Jugendlichen aufgrund der Sprachbarriere  nicht zu uns gefunden hätten. Von den neun jungen Geflüchteten haben acht durch die Initiative der Lehrkräfte bzw. der Betreuenden von dem Projekt erfahren. Einer kannte uns schon von unserem inklusiven Computertreff „Medien für alle“.

Augenfotos: verschiedene Gegenständei wie Fahrrad, Autospiegel etc. werden mit Augen dekoriertMontagmorgen begann es mit einer Vorstellungsrunde: von barrierefrei kommunizieren!, unserer Arbeit, den Ablauf und den Inhalten der Woche. Bei der Vorstellung der Kinder – acht junge Geflüchtete sind aus Syrien und eine aus Albanien – zeigte sich, dass wir sehr flexibel auf die unterschiedlichen Sprachkenntnisse reagieren müssen. Die Jugendlichen sind seit ca. einem Jahr in Deutschland und die Deutschkenntnisse reichen von gut bis nicht vorhanden. Deshalb haben wir größtenteils alle Arbeitsblätter auf visuelle Darstellungen reduziert, wie z. B. die Belichtung, Blende, Perspektiven, Einstellungen der Kamera oder den Goldenen Schnitt, um die Sprachbarrieren zu umgehen.Die Jugendlichen haben sich untereinander geholfen und immer wieder auf Arabisch übersetzt. Es wurde sehr viel praktisch gearbeitet, z. B. haben die Jugendlichen Montag und Dienstag Bilder mit Augenvorlagen gemacht und Fotos in der Frosch- oder Vogelperspektive aufgenommen. Das hat allen viel Spaß gemacht, Stimmung und Gruppendynamik waren sehr gut.

Jugendlicher mit MaskeWie bekomme ich denn die Bilder von der Kamera auf den PC? Beim praktischen Arbeiten mit dem Computer zeigte sich schnell, dass die Jugendlichen alle noch so gut wie keine Erfahrung hatten. Das fing mit der Bedienung der Maus an und grundlegenden Begriffen wie Explorer, Laufwerke, Ordner, Dateien und Dateiverwaltung. Und schon waren wir mittendrin in der Projektumsetzung: Nämlich junge Geflüchtete in ihrer kompetenten Mediennutzung zu unterstützen und ihnen Möglichkeiten der Partizipation aufzuzeigen.

Dienstag und Mittwoch wurden eifrig Comics erstellt: Zunächst die Hintergründe gemalt, dann abfotografiert und mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet. Vor lauter Kameras, Stiften und Bildern hat man manchmal die Jugendlichen gar nicht mehr gesehen. Alle waren mit Eifer dabei und oft waren wir überrascht, dass es schon vier Uhr war. Zum Ende der Woche konnten die Jugendlichen die Arbeitsschritte – Kamera an den PC anschließen, Bilder übertragen, in Ordner auf dem Desktop speichern und in das Bildbearbeitungsprogramm importieren – immer selbständiger ausführen. Donnerstag wurden Masken ausgeschnitten, bemalt und und mit Begeisterung Selfies gemacht. Freitag wurden dann alle Arbeiten wie Comics und Collagen fertiggestellt. Jeder Jugendliche nahm ein eigenes Produkt als Erinnerung an eine spannende und fotoreiche Woche mit. Die Resonanz auf die Woche war sehr gut, wie unsere Feedbackbögen in Leichter Sprache ergaben. Nur eine Sache kam nicht so gut an -„es hat mir das Früher aufstehen nicht gefallen“. 😉