Karen Lohmann über das Projekt MAKE IT! im inklusiven MakerSpace Selfmade
Making, also das kreative Gestalten und Selbermachen, insbesondere mit digitalen Technologien, ist ein neuer und spannender Lernprozess. Er beinhaltet die Aneignung von technischem Verständnis, das Erarbeiten kreativer Lösungsansätze, ein soziales Miteinander und das Trainieren von handwerklichem Geschick. Genau damit setzt sich die Projektgruppe „MAKE IT!“, im Rahmen ihres Studiums der Rehabilitationspädagogik auseinander. Sie unterstützen den inklusiven MakerSpace „Selfmade“ im Norden Dortmunds. Dieser stellt, an zwei Tagen in der Woche, 3D-Drucker öffentlich zur Verfügung. Sie unterstützen durch pädagogischen und technischen Support die individuelle Hilfsmittel-Herstellung von Menschen mit Behinderung, bei der diese, möglichst intensiv, beteiligt sind. In diesem Rahmen haben die Studierenden ein Workshop-Konzept für Kinder und Jugendliche entwickelt und durchgeführt.
Das Angebot richtet sich an Schüler:innen an Regel- und Förderschulen der 5. bis 8. Klasse. Es handelt sich um einen dreistündigen Workshop. Dieser wird mit Informationen und vor allem mit praktischen Einblicken in den 3D-Druck gefüllt. Optimal sind hierfür 10 bis 15 Teilnehmenden. Bei der Durchführung wird nach einem einführenden Spiel und Video an verschiedenen Stationen frei gearbeitet. Diese setzen sich mit verschiedenen Aspekten des Makings auseinander, wie z.B. der Verwendung digitaler Technologien, anhand des 3D-Drucks, sowie das kreative Erfinden und Ausprobieren. Aber auch Hilfen zur Inklusion und die Entwicklung von Innovationen stehen im Vordergrund. Ziel ist es, das Thema Inklusion mit Hilfe digitaler Technologien zu vermitteln. Dabei wird besonders auf das individuelle Lerntempo der Einzelnen geachtet. Genauso individuell wie die entstehenden Objekte sollen also auch die Workshops auf die Teilnehmenden ausgelegt werden. Jedem Kind soll es ermöglicht werden, den Erstellungsprozess sowie sonstige Projekte und Programmpunkte möglichst autonom durchzuführen.
In einem Einstiegsspiel können die Schüler:innen die Erfahrung machen mit einer Beeinträchtigung einfache Tätigkeiten auszuführen. Durch das Hineinversetzen in eine Situation, in der sie Unterstützung bedürfen, soll eine kreative Auseinandersetzung mit individuellen Hilfsmitteln angestoßen werden. Auf diese Selbsterfahrung wird bei anderen Stationen Bezug genommen. Verschiedene Videosequenzen sollen einen Einblick in die Möglichkeiten des 3D-Drucks geben – sowohl des konventionellen, gewerblichen Nutzens, als auch der Produktion individueller Hilfsmittel, wie beispielsweise den Prothesenbau. An den verschiedenen Stationen gibt es bewusst möglichst wenig Vorgaben, um die individuellen kreativen Kompetenzen zu fördern. Die Aspekte Selbstständigkeit und innovatives Denken stehen hier im Vordergrund.
An der “Super-Kartoffel”-Station, werden zunächst spielerisch Charaktere entworfen, die nicht den normativen Erwartungen unserer Gesellschaft an einen Körper entsprechen. Anstatt dessen können diese 3D-gedruckte Flügel, Skorpions-Schwänze, sowie diverse Arme und Beine haben. Dazu werden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Kartoffel von den Schüler:innen auf einem Charakterbogen festgehalten. Durch das “Hilfsmittelmemory” lernen sie reale Hilfsmittel, die gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen konzipiert wurden und deren Funktionen kennen. Hierbei kann auf das Anfangsspiel und die “Super-Kartoffeln” Bezug genommen werden. Beim „Prototyping“ können Innovationen gefertigt, gemalt und gebastelt werden. Angeregt wird hierbei die Herstellung eines Bezugs zum Memory und auf die Super-Kartoffel, um alternative Hilfsmittel zu fertigen. So sind schon Rollstühle mit Heißluftballon-Funktion, sowie Ideen für verschiedene Fluggeräte entstanden.
3D-Stifte funktionieren wie manuelle 3D-Drucker. An deren hinterem Ende wird das Material eingeführt und erhitzt, sodass man dieses mit der Spitze wie ein Stift verwenden kann. Dabei können die Kinder selbstständig kreativ werden. Auch beim Designen zu druckender Objekte, darf der Kreativität freien Lauf gelassen werden. Mit dem Programm “Tinkercad”, was leicht und intuitiv bedienbar ist, können die Kinder einfache Objekte designen und kleine Gegenstände drucken. Somit wird die digitale Kompetenz gefördert und gleichzeitig durch die gedruckten Objekte ein materieller Bezug zum “realen” Leben erschaffen. Diese können anschließend mit nach Hause genommen werden.
Am Ende des Workshops sollen die Schüler:innen die verschiedenen Zusammenhänge und Aspekte zwischen 3D-Druck, Hilfsmittelbau und Inklusion verstehen. Außerdem sollen die generellen Möglichkeiten des 3D-Druckverfahren näher gebracht werden. Wichtig ist dabei besonders der ressourcenorientierte Umgang. Die Kinder sollen in ihren Fähigkeiten bestärkt werden. Der Fokus soll nicht auf dem Erfüllen einer Aufgabe liegen, sondern auf dem selbstständigen und kreativen Prozess. Daher gilt es alle Teilnehmenden in den Aufgaben zu bestärken, Hilfestellung anzubieten und praktische Beispiele für die jeweiligen Themen zu nennen.
*Der inklusive MakerSpace in Dortmund befindet sich im Büro für Unterstützte Kommunikation. Dies ist ein Außenarbeitsplatz einer Dortmunder Werkstatt für Menschen mit Behinderung, der Arbeiterwohlfahrt in Kooperation mit Bethel.regional.
Adresse
Leuthardstraße 13
44135 Dortmund
Öffnungszeiten
Dienstags von 10 – 12 Uhr
Donnerstags von 16 – 19 Uhr
Infos
www.selfmadedortmund.org