Mit sogenannten OCR-Apps kann man gedruckten Text fotografieren, scannen und vorlesen lassen. Beim Scan-Vorgang erkennt die App, dass es sich beim Bild um Text handelt und wandelt diesen in einen digitalen Text um, der vorgelesen werden kann durch die integrierte Sprachausgabe. Damit wird gedruckter Text zugänglich, z. B. für Menschen mit Seheinschränkungen, Lernbehinderung oder – wenn zusätzlich eine Übersetzungsfunktion enthalten ist – für Menschen, die eine bestimmte Fremdsprache nicht beherrschen. Es gibt zahlreiche Apps mit OCR-Funktion – hier werden drei vorgestellt, das sie unterschiedliche Vorteile für verschiedene Zielgruppen bieten.
Textfee
Textfee ist eine kostenfreie OCR-App für Android und funktioniert – im Gegensatz zu vielen OCR-Apps – auch im Offline-Modus: Das sind schon mal drei gute Gründe, um das häufig vorhandene Android-Smartphone zu zücken und die Texterkennung auszuprobieren: Die Qualität ist meistens ziemlich gut, natürlich in Abhängigkeit von der Gerätekamera und der Qualität des Fotos! Standardmäßig werden Texte in Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch erkannt und vorgelesen werden, jedoch können darüber hinaus zahlreiche weitere Sprache heruntergeladen werden. Was noch für die Textfee spricht: Die Bedienung ist aufgrund seiner Beschränkung auf die wesentlichen Funktionen einfach und selbsterklärend: Foto des gedruckten Textes machen, evtl. Bildausschnitt anpassen, angeben, wie viel Zeilen der Text hat und in welcher Sprache er ist, Scan-Vorgang starten und vorlesen lassen. Bestimmte Sonderzeichen oder bestimmte Schriftarten können die Erkennungsgenauigkeit verschlechtern.
Office Lens
Office Lens ist die OCR-App von Microsoft. Office Lens ist primär gedacht als Produktivitätstool, z. B. um schriftliche, gedruckte Infos zu digitalisieren. Im Anschluss daran kann das digitalisierte Dokument in einer weiteren Microsoft-Anwendung wie Word, Powerpoint, OneNote oder Outlook exportiert und dort weiterbearbeitet werden, was die App im Kontext der schulischen Inklusion spannend macht. Teilt man den gescannten Text mit dem sogenannten „Plastischen Reader“ kann man den Text vorlesen lassen. Außerdem gibt es hier zahlreiche Optionen, den Text so darzustellen, dass er für Menschen mit Seheinschränkungen oder mit Legasthenie besser lesbar ist. Man kann die Wörter nach Silben getrennt anzeigen lassen, Wortarten wie Nomen, Verben, Adjektive etc. farblich hervorheben lassen. Ziemlich stark ist auch die Übersetzungsfunktion, hier kann man eingeben, ob das ganze Dokument oder nur einzelne Wörter hervorgehoben werden sollen.
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Prizmo
Prizmo ist ebenfalls eine gut funktionierende OCR-App. Prizmo gibt es nur für iOS. Die App besitzt einige Funktionen mehr als Textfee, die man sich bei der ersten Bedienung erst einmal erschließen muss. Als Sprache ist meistens Englisch voreingestellt, dies muss bei deutschen Texten entsprechend geändert werden. Die App ist aufgrund ihres Funktionsumfangs verhältnismäßig teuer (ca. 18 Euro), allerdings bietet sie im Gegensatz zu den meisten anderen Scanner-Apps Hilfen für blinde Menschen und ist bedienbar mit einem Screenreader (Der speziell für blinde Menschen entwickelte KNFB-Reader kostet sogar über 100 Euro). Eine weitere Unterstützung für blinde Menschen bietet ein Dokumentenständer, der bei der Ausrichtung von Kamera zu Text weitere Unterstützung bietet. Beispiel für einen Dokumentenständer: Der Giraffe Reader.