Kind spielt mit Smartphone

Design Thinking für eine Handynutzungsordnung

Workshop-Methode von Christoph Weipert

Handys in der Schule sind umstritten, ein Totalverbot geht jedoch an der Lebensrealität vorbei. Außerdem sollen auch Schulen Medienkompetenz vermitteln. Immer mehr Schulen vereinbaren daher Handynutzungsordnungen, die die Handynutzung in schul- und sozialkompatible Bahnen lenken sollen. Doch wie lässt sich erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler sich daran auch wirklich halten? Wichtig ist, dass Handynutzungsordnungen gemeinsam erarbeitet und damit in ihren Konsequenzen wirklich von den Beteiligten durchdacht und mitgetragen werden. Christoph Weipert, Medienpädagoge im MeKo Mitte, hat die Design-Thinking-Methode für die Entwicklung einer Handynutzungsordnung adaptiert und berichtet hier über seine Erfahrungen:

Gebastelter Prototyp wird präsentiert, um Idee für Umgang mit Handys in Schule zu präsentieren.„jugendnetz-berlin.de ist sozusagen das ‚Dach‘ aller Berliner Medienkompetenzzentren (MeKos), die jeweils für die Medienbildung eines der Berliner Bezirke zuständig sind. Das Besondere am MeKo Mitte, das zum Projekt barrierefrei kommunizieren! gehört, ist die inklusive Ausrichtung: alle Angebote müssen inklusiv sein bzw. sich für den inklusiven Einsatz eignen. Zu besonderen Anlässen, wie z. B. dem Safer Internet Day, überlegen sich die Berliner MeKos eine gemeinsame Aktion. Im Rahmen des Safer Internet Days 2016 wurde die Design-Thinking-Methode in verschiedenen Workshops genutzt, um Ideen für ein besseres Internet zu entwickeln. Beim Design Thinking geht es weniger darum, ‚die eine‘ perfekte Lösung zu kreieren, sondern gerade die Vielfalt an Ideen aus einer Nutzerinnen- und Nutzerperspektive heraus sichtbar zu machen. Dazu werden verschiedene Arbeitsschritte in Kleingruppen durchlaufen: Von gegenseitigen Befragungen bis hin zu der Entwicklung eines Prototypen, anhand dessen die Idee abschließend präsentiert und „begreifbar“ wird. Gerade diese beiden Aspekte des Prozesses – Ideenentwicklung durch gegenseitige Erforschung der Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im Dialog sowie der haptische Aspekt bei der Herstellung eines Prototypen – machen diese Methode aus meiner Sicht sehr interessant für den partizipativen und inklusiven Einsatz.

Arbeitsblätter, Notizen und Bastelmaterial auf einem Tisch.Meine Idee war, die Design-Thinking-Methode für die Entwicklung von Handynutzungsordnungen an Schulen zu adaptieren. Die Jugendlichen durchliefen in Kleingruppen anhand von Arbeitsblättern die einzelnen Arbeitsschritte bis hin zu der Entwicklung ihrer eigenen Ideen. Außerdem erhielten sie den Auftrag, ihre Ideen in Form eines Prototyps umzusetzen, so dass zur Präsentation am Ende etwas ‚zum Anfassen‘ herauskam. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass die Darstellung einer Idee der Handynutzung in einem Prototyp zu abstrakt sein könnte für die Teilnehmenden, aber gerade diese kreative Bastelatmosphäre erwies sich als extrem förderlich für die gemeinsame Weiterentwicklung eigener Ideen. Die Jugendlichen hatten jedenfalls überhaupt keine Schwierigkeiten, sich darauf einzulassen, sondern betonten im abschließenden Feedback die positiven Aspekte dieses Ansatzes. Nicht nur für inklusive Kontexte, sondern ganz grundsätzlich ist Basteln, Visualisieren, Selbermachen immer gut.

Arbeistblatt zum Ausfüllen mit Ideen für Handynutzung in Schule.Diese Workshopmethode habe ich jetzt bereits mehrfach in unterschiedlichen Zusammenhängen durchgeführt und sie eignet sich meiner Meinung nach sehr gut für sämtliche Kontexte, in denen es um echte Partizipation und den Austausch und das Sichtbarmachen der unterschiedlichsten Bedürfnisse geht. Somit ist sie besonders auch für die inklusive Arbeit in heterogenen Gruppen von Vorteil. Die Methode kann ohne großen Aufwand auf die Teilnehmenden abgestimmt werden. Die klare Struktur der Arbeitsschritte und die relativ kurzen Einheiten, die ich auch mit einer mitlaufenden Stoppuhr visualisiert habe (TimerTimer-App auf dem Tablet), helfen dabei auch Kindern und Jugendlichen mit Konzentrationsschwierigkeiten sich zu orientieren.

Plakat mit Notizen zur Handynutzung in Schulen.Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv und es wurde auch immer die Vielfalt der Ideen sichtbar. Besonders die Umsetzung in einen Prototyp hat vielen richtig gut gefallen. Weitere Teilnehmende lobten besonders die Interviews zu Beginn der Methode, weil sie dadurch viel von sich erfahren haben. Ich würde die Methode wieder und auch in anderen Kontexten einsetzen, besonders wenn es darum geht die Vielfalt an Bedürfnissen und Schwierigkeiten, aber auch Ideen und Lösungsstrategien sichtbar zu machen und eine Teilhabe in der Gestaltung von gemeinsamen Regelungen zu ermöglichen. Wer mehr erfahren will über die anderen Aktionen der Berliner MeKos zum Safer Internet Day 2016: Hier geht’s zum Popplet.