Der JULE-Club will mehr Freizeitangebote für alle
Was heißt eigentlich Inklusion? Und welche Rolle können Medien spielen, unterschiedlichste Altersgruppen, Jugendkulturen, Gesellschafts- und Bildungsschichten, Nationalitäten, Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung zusammen zu bringen? Wir stellen in dieser Serie Einrichtungen aus NRW vor, die sich bereits auf dem Weg gemacht haben und beispielhaft Angebote für alle gestalten. Nach dem Cafe Leichtsinn aus Bergisch-Gladbach und dem HiP, einem Kinder- und Jugendzentrum im Bonner Stadteil Neu-Villich, der Inklusiven OT Ohmstraße in Köln und dem Jugendhaus Sürth geht es heute um den JULE-Club.
Der JULE-Club ist die Jugend- und Freizeitabteilung der Lebenshilfe in Köln und bietet für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung eine Vielzahl von Möglichkeiten, Frei- und Ferienzeit interessant zu gestalten und dabei gleichzeitig die Unterstützung zu erhalten, die benötigt wird. Mit der Unterstützung der Aktion Mensch hat sich der JULE-Club gemeinsam mit Kooperationspartnern auf dem Weg gemacht, wohnortnahe Freizeitangebote so zu gestalten, dass sie für Heranwachsende mit und ohne Behinderung zugänglich sind. Simone Kirsch, Leiterin des JULE-Club über die Hintergründe des Projekts „In jedem Veedel eins“, ihre Meinung zum Thema „Inklusion“ und welche Rolle Medien dabei spielen.
Wohnortnahe Freizeitangebote, Inklusion und Medien – Fragen an Simone Kirsch, JULE-Club-Leiterin
NIMM!: Was verbirgt sich hinter dem Projekt „In jedem Veedel eins“? Was sind die Ziele des Projekts und wer sind die Kooperationspartner?
Simone Kirsch: In Köln gibt es kaum Freizeitangebote, die sich auch an Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung richten. Die Angebote des JULE-Clubs sind zwar über die ganze Stadt verteilt, aber bei weitem nicht ausreichend. Ziel des Projektes ‚In jedem Veedel eins‘ ist es, ausreichend Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in jedem Stadtteil (Veedel) zu schaffen. Zum einen entfallen damit weite Fahrtwege, zum anderen besteht damit überhaupt die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, die auch außerhalb der Angebote ‚im Veedel‘ weiter gepflegt werden können. Um dieses Ziel zu erreichen sollen keine neuen Angebote geschaffen werden: die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese häufig von den Kindern ohne Behinderung nicht angenommen werden. Die Lebenshilfe hat Kooperationspartner gefunden und ist auch noch auf der Suche nach weiteren, die ihre bestehenden Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung öffnen möchten. Um dieses Ziel zu erreichen bietet die Lebenshilfe Unterstützung in Form von Beratung, Schulung als auch erfahrene Mitarbeiter, die das Angebot als Assistenten begleiten. Das Projekt wird bis 2015 gefördert von der Aktion Mensch. Unsere aktuellen Kooperationspartner sind die AWO Köln, die Katholische Jugendagentur, das Jugendzentrum ‚Eichi‘, Kindernöte Chorweiler, Canyon Chorweiler (Stadteilwerkstatt der Kletterhalle).
NIMM!: Wie bewerten Sie den gegenwärtigen Stand einer „inklusiven Gesellschaft“? Was muss passieren, damit „Inklusion“ noch mehr gelebte Wirklichkeit wird? Und welchen Beitrag leistet der JULE-Club dafür?
SK: „Inklusion“ bedeutet für uns dass möglichst viele Angebote für ALLE Kinder und Jugendlichen zugänglich gemacht werden. Die Angebote sollten an Fähigkeiten und Unterstützungsbedarf der unterschiedlichsten Menschen ausgerichtet sein. Die ersten Schritte hin zu einer inklusiven Gesellschaft sind getan, aber es muss sich noch viel verändern, damit eine Teilhabe von allen Menschen am gesellschaftlichen Leben möglich wird. Wichtig wäre mehr Offenheit von allen Seiten für die Unterschiede der Menschen. Jeder Mensch ist einzigartig! Vermeintliche ‚Schwächen‘ können auch als Bereicherung wahrgenommen werden, z. B. können diese zur Verlangsamung im Alltagsleben führen und als positiver Gegenpol zu unserer Leistungsgesellschaft empfunden werden. In diesem Prozess dient der JULE-Club als ‚Türöffner‘, der möglichst viele Freizeitangebote für alle zugänglich machen möchte und dabei unterstützt, diese möglichst barrierefrei zu gestalten.
NIMM!: Welche Rolle spielen Medien im JULE-Club? Gibt es bereits Angebote, die den kreativen und aktiven Umgang mit Medien zum Inhalt haben bzw. gezielt fördern?
SK: In unserem 14-tägig stattfindenden Computerclub wird in Leichter Sprache und mit Unterstützung Medienkompetenz im weitesten Sinne vermittelt (Umgang mit dem Internet, Bearbeitung von Fotos und Bildern, einfache Spiele etc.)
In den zwei ‚Talker*-Gruppen‘ werden Fähigkeiten vermittelt, damit jede/r Teilnehmer/in seinen bzw. ihren individuellen Sprech-Computer möglichst effektiv nutzen kann. Dies ist im Freizeitbereich wichtig, um eigene Bedürfnisse äußern zu können, aber auch um Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen..
[*Talker sind elektronische Kommunikationshilfen für Menschen, die nicht (verständlich) sprechen können. Häufig werden Symbole angeboten, die ausgewählt und zu Aussagen kombiniert werden können, über den Talker können Menschen ohne Lautsprache so ihre Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse äußern.]
NIMM: Besteht Interesse seitens des JULE-Clubs an Projekten bzw. Kooperationen im Rahmen einer aktiven, inklusiven Medienarbeit?
SK: Da die Nachfrage an unserem Computerclub steigt, würden wir uns über weitere Möglichkeiten – gerne auch in einem inklusiven Rahmen – freuen!
Der JULE-Club…
… bietet für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung im Alter von 6 – 27 Jahren zahlreiche spannende Freizeitangebote – vom gemeinsamen Vater-Kind-Wald-Wochenende bis hin zum Besuch des Christopher Street Day. Der JULE-Club bietet für diese Angebote den TeilnehmerInnen die Unterstützung, die sie benötigen.
…bietet neben JULE-Tagen und Freizeitgruppen auch Ferienangebote in sogenannten Stadtranderholungen an. Viele der Angebote sind dank der Kooperationspartner mittlerweile inklusiv. Das aktuelle Jahresprogramm des JULE-Club findet man hier. Das Programm ist auch sehr interessant für Fans von schön gestalteten Layouts in Leichter Sprache!
…berät bei finanziellen Fragen zu den Angeboten, z. B. bei der Abrechnung mit der Pflegekasse oder weiteren Möglichkeiten.
Kontakt
- Lebenshilfe Köln
- JULE-Club (Freizeitabteilung)
- Simone Kirsch
- Tel.: 0221/ 98 34 14 31
- Simone.Kirsch[at]lebenshilfekoeln.de
- www.lebenshilfekoeln.de