Jugendliche führen Senioren an das Internet heran. Abschlussprojekt im Rahmen der Weiterbildung Inklusive Medienarbeit 2019. Von Domingos de Oliveira
Mein Projekt im Rahmen der Weiterbildung Inklusive Medienarbeit 2019 drehte sich um die Weiterbildung von Jugendlichen zu Personen, die ältere Menschen an die Nutzung des Internets und Smartphones heranführen. Ich habe es Internet-Scouts getauft. In diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen berichten.
Hintergrund des Projekts
Generell ist der Internetzugang heute wichtiger denn je. Gerade für Senioren bietet der Zugang auch zu Smartphones viele Vorteile. Nicht zuletzt bietet er über WhatsApp und Co. die Möglichkeit, mit der Familie und deren Leben in Verbindung zu bleiben. Zum Anderen stand die Idee der Begegnung im Vordergrund: Junge Menschen kennen die Welt ohne Smartphones und Internet kaum. Ältere Menschen haben oft im doppelten Sinn keinen Zugang: Zum Internet selbst, aber auch zu der Internetkultur. Letzteres kann im direkten Austausch am besten vermittelt werden. Als selbst Betroffener plädiere ich für eine breitere Definition von Inklusion: Senioren haben oft leichte Einschränkungen und profitieren so von den Hilfstechnologien. Wenn sie keinen Zugang zu Technik und Internet haben, sind sie in diesem Bereich zumindest ausgeschlossen. Smartphones und Tablets bieten mit ihrer relativ einfachen Oberfläche, den integrierten Hilfstechnologien und dem günstigen Internetzugang eine ideale Plattform für sie. Ich selber arbeite als Freelancer, bin eher in der Erwachsenenbildung aktiv und habe keine direkte Verbindung zu einer Jugendeinrichtung. Die angefragte Jugendeinrichtung hatte an dem Projekt kein Interesse. So entschloss ich mich, das Projekt selbst zu organisieren.
Teilnehmer finden
Eine gute Möglichkeit, jenseits von Jugendeinrichtungen Jugendliche zu erreichen sind Facebook und nebenan.de. Die Plattformen werden zwar eher von den Eltern genutzt, sie dienen aber in diesem Fall als Multiplikatoren.
Ich hatte einen kurzen Text zu dem Projekt und der Weiterbildung auf meine Website gestellt und den Link in der größten Bonner Facebook-Gruppe sowie in unserer lokalen Nebenan-Gruppe geteilt. Mit viel Glück fand ich drei Jugendliche und einen Senioren. Wir trafen uns in einem kleinen Café, wo wir uns dann locker austauschten. Leider kamen nur die Jugendlichen, der Senior blieb ohne Erklärung fern. Ich hatte eine kleine Präsentation und ein Skript vorbereitet, mit denen wir gearbeitet haben. Wir haben uns aber schnell davon gelöst und mehr interaktiv gearbeitet und diskutiert. Wir werden gemeinsam versuchen, das Projekt noch einmal als dauerhaftes Angebot in einer Jugendeinrichtung in Bonn zu etablieren.
Learnings
Das Projekt war ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt, zu schaffen machte mir die Zeitknappheit. Ich hatte mich relativ spät entschieden, welches Projekt ich umsetzen wollte, dadurch fehlte hinten die Zeit, mehr Teilnehmer zu gewinnen. Positiv überrascht hat mich das Interesse an dem Projekt. Ich war gezwungen einen Termin festzulegen. Einige Personen hätten gerne teilgenommen, hatten aber zum geplanten Termin keine Zeit. Auch hier rächte sich die knappe Zeitplanung. Ich denke aber, dass das Interesse an solchen und ähnlichen Projekten groß ist. Die bisherigen Angebote für Senioren sind zu gering und zu starr. Es steht die Idee der Vermittlung und nicht der Begegnung im Vordergrund. Mit ein bisschen mehr Vorlauf lässt sich das Projekt durchaus noch weiter ausbauen: Wenn die Jugendlichen den grundsätzlichen Umgang mit den Hilfstechnologien lernen, könnten sie auch Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen an die Nutzung von Smartphones und dem Internet heranführen. In diesem Bereich gibt es wenige bis keine Angebote. Dabei ist das Problem des mangelnden Technikzugangs in dieser Gruppe dem Vernehmen nach sogar größer als bei den Senioren. Bei Gelegenheit werde ich das Projekt entsprechend erweitern.