Kooperationen in der inklusiven Medienarbeit
Wer kennt das nicht? Da hat man eine gute Idee für ein spannendes Projekt, aber wie soll man es realisieren? Wer, wann, wie und wo – das sind die zentralen Fragen einer Projektplanung. Hier helfen unter Umständen gute Kooperationspartner weiter. Mit ihnen können Zielgruppen genauer angesprochen werden. Es können aber auch passende Termine gefunden werden, die nicht mit anderen kollidieren. Und auch für die Umsetzung der Idee muss nicht das Rad neu erfunden werden. Sollten die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen oder man betritt Neuland, macht es Sinn, sich kompetente Experten anderer lokaler Institutionen ins Boot zu holen. Oft mangelt es auch einfach an barrierefreien Räumlichkeiten. Da ist es gut zu wissen, wo sich passende Räume befinden.
Integrative Disco
Hier ein konkretes Beispiel für das Erreichen einer passenden Zielgruppe. Im Rahmen des Projektes „Mittendrin“, hatten wir die Idee einer Schminkaktion, während der Fotos gemacht werden sollten. Im Bennohaus fand sich allerdings keine passende Gruppe. Als wir gemerkt hatten, das wir da an unsere Grenzen gestoßen sind, entdeckten wir eine passende Zielgruppe. Alle zwei bis drei Monate organisiert die Lebenshilfe in Münster in den Diskotheken „Jovel“ und „Sputnikhalle“ eine integrative Disco. Dann treffen sich mehrere Hundert Tanzbegeisterte mit und ohne Behinderung, um von 17.30 Uhr bis 20.30 Uhr zu feiern. Im November war eine Gruppe von zehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Lebenshilfe schon zwei Stunden früher da, um sich von Medientrainern des [i:si]-Raum für Medien passend stylen zu lassen. Haare wurden gegelt und das Gesicht ansprechend geschminkt. So waren sie für die anschließende Party bestens vorbereitet. Die Aktion wurde natürlich fotografisch dokumentiert. Da es eine Aktion mit einer festen Gruppe war, hatten wir den Vorteil, dass wir nicht extra noch Werbung machen mussten.
Berührungsängste abbauen
Wer zum ersten Mal ein Projekt mit Menschen mit Behinderung plant, hat oft ein mulmiges Gefühl. Wie gehe ich mit ihnen um? Wie verhalte ich mich richtig? Das sind nur einige Fragen, die auftauchen. Auch hier ist eine Kooperation mit Partnern vor Ort wichtig. Schon im Vorfeld können Experten genau diese Fragen klären und bei gemeinsamen Veranstaltungen betreuend mit dabei sein. Bewährt hat sich bei [i:si]-Raum für Medien die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe, mit SeHT und mit Zugvogel. Unsere Medientrainer konnten sich so, zum Beispiel einen Tag lang in die Situation von Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen einfühlen. Mit verschiedenen Simulationsbrillen konnten Sehbeeinträchtigungen „erlebt“ werden. Aber auch die alltäglichen Barrieren für Rollstuhlfahrer wurden bei der Testfahrt durch Münster live nach empfunden. Natürlich reicht das nicht aus, um für die inklusive Arbeit gewappnet zu sein. Fortbildungen zu Themen wie den Umgang mit bestimmten Behinderungsarten oder Zielgruppen sind generell empfehlenswert. Experten von SeHT schulten uns im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Mitarbeiter der Lebenshilfe sensibilisierten uns für den Umgang mit Menschen mit autistischen Einschränkungen. Grade am Anfang der inklusiven Arbeit sind Kooperationen sehr wichtig. Denn so sind immer auch erfahrene Betreuer dabei, die die anfänglichen Ängste und Unsicherheiten ausgleichen.
Kooperation muss auch nicht immer etwas kosten, wenn man sich auf Tauschseminare einigt. Auf alle Fälle hat man durch sie einen regen Wissensaustausch, eine gegenseitige Ideenentwicklung und alle Vorteile einer Vernetzung.