Wie kann man sich mit Kindern und Jugendlichen mit Themen wie Inklusion und Behinderung auseinandersetzen – und dabei Medienkompetenz vermitteln? Wie kann man diese Themen spannend rüberbringen – ohne Mitleidsklischees zu bedienen? barrierefrei kommunizieren! hat Projektvorschläge für pädagogische Fachkräfte entwickelt und als Methodenkarten im Rahmen des Projekts Medienkompetenzzentrum Mitte 2019 veröffentlicht. Die Projektideen beschreiben einen möglichen Projektablauf. Natürlich ist es auch möglich, nur Teile der Projektidee zu übernehmen und in eigene Projekte einzubauen. Zusätzlich gibt es Hintergrundinfos und Anleitungskarten für einen ersten Einstieg.
Die Methodenkarten gibt es als PDF zum Herunterladen und als Online-Beitrag auf unseren Webseiten. Wer Interesse an gedruckten Karten hat, schreibt eine E-Mail an:berlin@barrierefrei-kommunizieren.de
Material
- Prizmo (ab iOS 8.0, ca. 11 Euro)
- TapTapSee (ab iOS 8.0, ab Android 4.0, kostenfrei)
- Tablets bzw. Smartphones
- Texte zum Abfotografieren
- Aktion-Mensch-Spot Die neue Nähe
- Sehbehinderungssimulationsbrillen (online erhältlich z. B.)
Zusammenfassung & Ziele
Die Teilnehmenden lernen technische Hilfen für Menschen kennen, die nicht (gut) sehen, lesen, schreiben bzw. sprechen können. Sie setzen sich mit den Themen Behinderung & digitale Barrierefreiheit auseinander.
Technologische Entwicklungen, wie z. B. Vorlese- oder Objekterkennungstechnologien, finden viele faszinierend und futuristisch. Auf diese Weise wird auch das Thema „Behinderung“ spannend, Berührungsängste werden reduziert. Dies kommt auch im Aktion-Mensch-Kampagnenfilm 2016 Die neue Nähe zum Ausdruck, der sich gut für den Projekt-Einstieg eignet.
Vorbereitung
- Aktion-Mensch-Spot Die neue Nähe herunterladen.
- Sich mit den iOS-Bedienungshilfen, den Apps Prizmo und TapTapSee vertraut machen.
- Stationen vorbereiten: Handouts mit Anleitungen und Fragen ausdrucken.
- iPads aufladen.
Durchführung
- Einführung: Welche Behinderungen kennt ihr? Was für Einschränkungen ergeben sich aus dieser Behinderung? Welche Hilfsmittel kennt ihr, damit die Einschränkung weniger wird?
Infos: Tablets & Smartphones als assistive Technologien
- Aktion-Mensch-Spots Die neue Nähe zeigen: Welche Hilfsmittel wurden im Spot gezeigt? Wie hat euch der Spot gefallen? Wie fandet ihr die Kinder? Wie fandet ihr die Menschen mit Behinderung? Fallen euch selbst Situationen ein, wo ihr Menschen mit Behinderungen getroffen habt – wie habt ihr euch da gefühlt? Vergleicht diese Gefühle mit den Eindrücken im Film.
- Stationen erläutern, Gruppen auf die Stationen verteilen: Die Gruppen testen die Bedienungshilfen und Apps, danach Wechsel zur nächsten Station.
- Die Stationen werden idealerweise durch Unterstützer:innen begleitet.
- Abschlusspräsentation: Jede Gruppe stellt eine Bedienungshilfe bzw. App vor.
Station 1: Das iPad vergrößert
Testet die iPad-Lupe zusammen mit verschiedenen Sehbehinderungssimulationsbrillen.
Station 2: Das iPad liest vor
Testet die Bedienungshilfe Sprachausgabe.
Anleitung: iOS Bedienungshilfen
Station 3: Das iPad liest vor II
Testet die App Prizmo. Achtet dabei darauf, ein möglichst gutes Foto des gedruckten Textes zu machen! Nicht vergessen: Die Sprachausgabe auf Deutsch einstellen!
Station 4: Das iPad erkennt Dinge
Testet die App TapTapSee mit verschiedenen Objekten.
Fragen zu den Stationen
- Bei welchen Einschränkungen ist die Technologie nützlich?
- Was kann man bei der Technologie einstellen?
- Wie findet ihr die Technologie?
Schluss
An das Projekt können sich spannende Diskussionen anschließen über die Potenziale technologischer Entwicklungen für ALLE Menschen, ob mit oder ohne Behinderung. Klar wird dabei auch, dass es wir Menschen sind, die den technologischen Wandel bestimmen: Indem wir Bedürfnisse definieren, die durch Technik besser erfüllt werden können. Auch über mögliche Nachteile technologischer Entwicklungen kann man (altersangepasst) diskutieren.
Diskussion A
Gibt es in eurem Leben Technik, die euch hilft und das Leben bequemer macht? Überlegt, ob diese Technologie Menschen mit Behinderung helfen kann, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Beispiele
- Sprachassistenten auf dem Smartphone für eine berührungslose Bedienung helfen auch Menschen mit motorischen Einschränkungen.
- Sprachassistenten im Smart-Home-Bereich, um z. B. das Licht oder die Heizung an- und ausmachen, wenn man das selbst nicht kann.
Diskussion B
Alle Menschen haben Einschränkungen, nicht nur Menschen mit Behinderungen. Manche Einschränkungen hat man nur zu bestimmten Zeiten im Leben, manche Einschränkungen haben alle Menschen.
Beispiele
- Kleine Kinder können nicht lesen.
- Menschen können keine Gedanken lesen.
Erfindet selbst Technologien, mit denen man Einschränkungen überwinden kann. Beschreibt und/ oder zeichnet, wie sie funktionieren. Überlegt euch, ob die Erfindung dieser Technologie auch schlecht sein könnte für Menschen und warum?
Kein iOS-Gerät?
- Auch in Android-Geräte sind Eingabehilfen vorinstalliert: Einstellungen → Erweiterte Einstellungen → Eingabehilfen.
- Die Eingabehilfe Vorlesen liest den Systemtext sowie markierten Text (z. B. in Artikeln oder Mails) vor.
- Hinweis: Wenn man die Eingabehilfe Vorlesen in den Eingabehilfen nicht findet, muss man zunächst die kostenfreie App Android Accessibility Suite installieren. Dann erscheint die Eingabehilfe Vorlesen in der Eingabehilfen-Übersicht.
- Im Google Play Store finden sich einige kostenfreie Lupen-Apps.
- TapTapSee gibt es auch für Android.
Tipp
- Die App Textfee (ab Android 4.0.3, kostenfrei) kann fotografierten Text vorlesen. Sie ist sehr einfach zu bedienen und funktioniert OHNE Internetverbindung.
- Die kostenfreie App Seeing AI von Microsoft vereint gleich mehrere Funktionen für blinde und sehbehinderte Personen in einer App: Erfassen und Vorlesen von kurzen Texten und Dokumenten, Barcode-Scanner, Personen-, Objekt-, Geldschein-, Licht- und Farberkenner. Die Geräte-Kamera fungiert also gewissermaßen als „Auge“ . Leider gibt die App alle Ergebnisse bislang nur in Englisch aus – ein Test lohnt sich trotzdem!