Aktionskarte mit dem Text: Freunde verlieren: Beende eine Freundschaft zu einem anderen Mitspieler, der einen anderen Musikgeschmack hat.

Soziales Netzwerk „spielen“

Facebook und Co. faszinieren Heranwachsende. In der Regel aber muss man angemeldet sein, um mitmachen zu können und zu erleben, wie soziale Netzwerke „gehen“. Mit einem Offline-Spiel können Kinder und Jugendliche jetzt erleben wie so ein soziales Netzwerk in seinen Grundzügen funktioniert und so das Unbekannte kennen lernen. Eventuell lässt sich das Spiel auch für die Elternarbeit nutzen, dazu habe ich aber noch keine Erfahrungen gemacht. Weiteres dazu findet sich auf der Seite der Entwickler des Spiels.

Die Entwickler

Die Idee stammt von pb21,  einem Kooperationsprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und des DGB Bildungswerks. Hier geht es zum Spiel und Spieldateien. Die Dateien sind unter einer CC-Lizenz und wurden von mir angepasst und die Aktionskarten erweitert. Die Aktionsphase wurde nochmal in zwei Unterphasen, der Aufbau- und der Nachrichtenphase unterteilt, da zu viele Aktionen am Anfang nicht stattfinden können, wenn keine Gruppen oder Nachrichten existieren. Auf der Seite von pb21 erhält man auch weitere Informationen zu Zielsetzung und Einsatz des Spiels. Wer meine Spielanleitung, Aktionskarten und Profilvorlage haben möchte, kann diese per E-Mail an a.naujoks[at]tjfbg.de anfordern, auch hier gilt die ursprüngliche CC-Lizenz weiter.

Praxis

Erfahrungen sammeln konnte ich mit einer Jugendgruppe von 11-bis 13- jährigen einer Einrichtung der offenen Jugendarbeit. Die Gruppe hat allesamt nach eigenen Aussagen, bis auf ein Mädchen, dass sich wieder gelöscht hat, keine Erfahrungen mit sozialen Netzwerken.
Für das Spiel wurden auch die Jugendleiterin und Betreuer als Mitspieler einbezogen.

Drei Mädchen während eines Spiels
Profile erstellen macht Spaß

Der Spielverlauf selbst ist wegen der Menge der Mitspieler und der alle gleichzeitig ablaufenden Aktionen zum Teil tumultartig gewesen, war aber immer mit viel Spaß verbunden. Auch an die Spielregeln wurde sich nicht immer gehalten und natürlich schnell eine Freundschaftskarte mehr verteilt. Aber dies spiegelt ja auch die Welt eines sozialen Netzwerks wieder.

Wichtiger ist die Erfahrung, wie Aktion und Reaktion ablaufen und das aufgrund meiner Selbstdarstellung auf einem Blatt Papier und meinen Nachrichten oder Kommentaren auf Klebezettel, die ich anderen auf ihr Profilpapier klebe. Die wichtigste Erkenntnis: das Spiel ist in den Aktionen und Reaktionen und dem sozialem Umgang nicht weit von der eigenen Realität entfernt. Das eigene Verhalten ändert sich nicht, einzig mein Verhalten und meine Nachrichten werden von mehr Beteiligten gesehen, als dies im „real-life“  der Fall ist.

Die Grundstimmung am Ende war schon, dass viele durch negative Aussagen über soziale Netzwerke von Eltern, Lehrern etc. beeinflusst waren, ohne zu wissen was und wozu das soziale Netzwerk dient. Das erlebe ich auch in anderen Zusammenhängen meiner Arbeit mit Kindern, dass diese bis zu einer gewissen Reife gar nicht wissen, wozu sie das nutzen und wie sie damit umgehen sollen.

Ansicht eines Profilpapiers mit Titel und Profilbild auf dem die Person zu sehen ist der das Profil gehört.
Profil auf Papier

Das Spiel ist eine gelungene Idee, das Unbekannte zu erschließen und Vorurteile abzubauen, gibt jedoch ebenso die Möglichkeit z. B. zum Thema Datenschutz zu sensibilisieren. So wurde das Thema Datensicherheit – Was sind persönliche Daten? Was sind sensible Daten? – vorab zu einem vorherigem Termin besprochen und dann in die Profilerstellung Spielphase 1 eingeleitet.

Tipp: Der Termin gab auch die Möglichkeit, Personenfotos zu machen und vor der Spielphase in die Profile einzubinden – sieht schöner aus!