Radioprojekt der Inklusiven OT Ohmstraße. Gastbeitrag von Sylvia Klein
Das einwöchige inklusive Radioprojekt wurde in den Herbstferien 2014 in der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Inklusive OT Ohmstraße in Köln Porz durchgeführt. Eine Förderung durch den Kulturrucksack ermöglichte eine Kooperation mit dem jfc Medienzentrum, einer Fachstelle für Kinder- und Jugendmedienarbeit in Köln. Zwei medienpädagogische MitarbeiterInnen des Medienzentrums übernahmen Planung und Technikbeschaffung, eine Medienpädagogin der Inklusiven OT Ohmstraße unterstützte sie bei der Durchführung, dies besonders in Hinsicht auf Inklusion. Teilgenommen haben 12 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren mit unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft sowie mit und ohne Behinderungen.
Projektziele
Ziel des Projekts war es, die Selbst-, Sozial- und Medienkompetenzen der Teilnehmenden zu fördern, in dem sie alle Aufgaben der Radioproduktion kennen lernten. Durch das Projektthema sollten sie ihre eigene Lebenswelt reflektieren und sich selbst durch aktive selbsttätige Mediennutzung inszenieren: Sie erlebten sich in unterschiedlichen Rollen als ReporterIn, ModeratorIn oder AufnahmeleiterIn. Gruppenarbeit als Methode förderte das soziale Lernen der Teilnehmenden und die Entwicklung von Akzeptanz und Toleranz gegenüber anderen.
Technik
Die benötigte Technik wurde vom jfc Medienzentrum gestellt:
- 4 Audioaufnahmegeräte: Zoom H2 oder H1 (Kosten ca. 100 – 150 Euro)
- 4 Laptops mit dem Freeware-Schnittprogramm Audacity. Das Programm ist relativ einfach und intuitiv zu bedienen, so dass es auch von Kindern mit Lernbehinderungen genutzt werden kann.
- Boxen zum Anhören
Die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung bot die geeigneten Räumlichkeiten für das Projekt: Einen größeren Raum mit Stuhlkreis und Flipchart, eine Halle für Bewegungsspiele sowie mehrere Räume für Gruppenarbeiten.
Es geht los…
Das Projekt startete täglich um 11 Uhr mit Aufwärmspielen in der Halle. Zwischen Stuhlkreis und Gruppenarbeiten gab es regelmäßig Spiel- und Bewegungspausen. Nach dem Mittagsessen gab es eine längere Pause und um 17 Uhr endete der Tag mit einer Feedbackrunde und mit Wünschen für den nächsten Tag.
Am 1. Tag stand das gegenseitige Kennenlernen der Teilnehmenden sowie des Mediums Radio im Vordergrund. Viele der Kinder und Jugendlichen kannten sich untereinander nicht. Das Kennenlernen war besonders wichtig im Bezug auf die Individualität der Teilnehmenden: Hier wurde ein gegenseitig respektvoller Umgang vermittelt. Im Stuhlkreis wurde durch das Anhören von Audiobeiträgen entsprechender Radiosender und die Beitragsformen erraten. Die Teilnehmenden überlegten gemeinsam, wie eine Radiosendung zu gestalten sei. Es wurde einfache Sprache verwendet und die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse wurden auf eine Flipchart mit Nutzung von Piktogrammen festgehalten. Die Funktion der Audioaufnahmegeräte wurde spielerisch vermittelt, in dem die Teilnehmenden sich gegenseitig in Partnerarbeit interviewten: Dabei übernahm je einer die Rolle eines zu interviewenden Prominenten.
Der 2. Tag stand unter dem Thema der Beitragsform „Umfrage“. Nachdem die Teilnehmenden eine Frage erarbeitet haben („Was fehlt Dir/Ihnen hier in Porz an Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche?“), ging es mit 4 Kleingruppen zur Passantenbefragung in die Porzer Innenstadt. Hier wurden die Aufgaben innerhalb der Gruppen nach Kompetenzen verteilt: Die Teilnehmenden bekamen unterschiedliche Aufgaben, die ihren individuellen Stärken entsprachen, wie z. B. das Aufnahmegerät bedienen, die Tonqualität über den Kopfhörer anhören oder Fotografieren. Am 3. Tag (Schnitt) wurde der Audioschnitt am Laptop erlernt. Zum Üben benutzten die Teilnehmenden eigene Aufnahmen des Vortags. Sie wurden in Kleingruppen auf 4 Laptops verteilt. Das Kompetenzniveau in einer Gruppe war dabei ähnlich. Eine Gruppe übte z. B. den Audioschnittm während eine andere Gruppe spielerisch angeleitet wurde Sprachaufnahmen zu erstellen. Der 4. Tag (Interview) beinhaltete einen Ausflug zum theaterpädagogischen Projekt Theater Impuls. Nachdem vormittags Interviewtechniken eingeübt worden sind, wurden nachmittags die jungen Teilnehmenden des Theaterprojekts interviewed.
Am 5. Tag gab es einen Überraschungsausflug in das Radiostudio des jfc Medienzentrums. Hier lernten die Teilnehmenden professionelle Aufnahmetechnik kennen und nahmen die Moderation der Sendung sowie einen Jingle auf. Bei der Feedback- und Abschlussrunde wurde den Teilnehmenden mitgeteilt, wann die Radiosendung im Bürgerfunk von Radio Köln ausgestrahlt wird.
Eine eigene Radiosendung…
Die Sendung wurde vom jfc Medienzentrum zusammengeschnitten und an Radio Köln weitergeleitet. Drei Wochen später, kurz vor der Radioausstrahlung gab es ein Nachtreffen bei dem die einstündige Sendung angehört und besprochen wurde. Die Kinder und Jugendlichen waren begeistert und stolz auf ihr Ergebnis.
Die MedienpädagogInnen sind mit dem Verlauf und Ergebnis des Radioprojekts zufrieden. Die Woche hat allen viel Spaß gemacht und die angestrebten Ziele wurden weitestgehend erreicht.
Fazit
Eine Herausforderung am Projekt war die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder und Jugendlichen. Zum Erlernen von Radioarbeit ist auch theoretischer Input nötig und damit die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden. Die Pädagogen und Pädagoginnen führten daher viele Pausen und Bewegungsspiele in den Tagesverlauf ein. Als besonders positiv stellte sich heraus, dass die Teilnehmenden von der anfänglichen unsicheren Zurückhaltung im Umgang mit dem fremden Medium Radio im Laufe der Woche immer sicherer und selbstbewusster wurden. Dies wurde vermehrt deutlich, als es darum ging, potenzielle Umfrage- oder Interviewpartner anzusprechen: Als die Scheu überwunden war, war der Spaß und der Stolz auf die eigene Leistung umso größer.
Weitere Infos
Die Sendung vom 16.11.2014 ist (wegen rechtlichen Aspekten ohne Musik) hier zu hören:
Inklusive OT Ohmstraße: www.ot-ohmstrasse.de
jfc Medienzentrum: www.jfc.info
Kostenfreies Audio-Schnittprogramm: Audacity