Workshop im regionalen Kompetenzzentrum Bennohaus in Münster
Der zweite Workshop des Netzwerk Inklusion mit Medien (NIMM!) fand Anfang Dezember im regionalen Kompetenzzentrum Bürgerhaus Bennohaus in Münster statt. Er lieferte vierzehn jungen MediengestalterInnen und MedientrainerInnen wertvolles Basiswissen für eine sinnvolle Untertitelung bei Filmen.
Der Referent Bernhard Brämswig, ein Redakteur für Audiodeskription der Untertitelwerkstatt Münster, ging als erstes auf die sehr heterogene Zielgruppe der ca. 2 bis 3 Millionen hörbehinderten Menschen ein. Die Gruppe umfasst Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit den unterschiedlichsten Bildungsgraden. Nicht alle beherrschen die Gebärdensprache. So kann mit einer Film-Untertitelung eine sehr große Zielgruppe erreicht werden.
Eine Untertitelung kann nicht mal eben schnell gemacht werden. Es erfordert die Kenntnis einiger grundlegender Regeln und Besonderheiten, die zu beachten sind.
So gilt für Kindersendungen eine 33% längere Standzeit der Titel, als bei der normal üblichen Zeit von 3 Sekunden für Erwachsene. Das hat zur Folge, dass in den Kindersendungen weniger Zeit bleibt und so Inhalte mehr zusammen gefasst werden müssen. Für das ältere Publikum wird demhingegen so eng wie möglich am Originaltext untertitelt.
Hier ist es wichtig, dass man sich als DolmetscherIn versteht, neutral bleibt und nicht den Text in seiner Bedeutung verändert. Es dürfen keine Erklärungen vorweg genommen werden.
Es spielt aber auch eine Rolle, ob es sich bei dem zu untertitelnden Film um einen Actionfilm oder eine Dokumentation handelt. Sind bei Actionszenen Untertitel oft unnötig, so gilt für Dokumentationen, dass sie aufgrund ihres hohen Informationsgehaltes in Off-Texten und O-Tönen eine sehr dichte Untertitelung erfordern.
Die Untertitel werden in der Regel direkt unter die sprechende Person platziert. Bei mehreren Personen sind sie dann mittig, rechtsbündig oder links. Das erhöht enorm das Verständnis für den Dialog. Der Text sollte in Boxen (zweizeilig) angeordnet sein und nicht in einer einzigen Textzeile. Wichtig ist auch, die Untertitel nicht über Schnitte zu schreiben, das erhöht die Verständlichkeit.
Für Untertitel gibt es einen Farbcode. Die Farben Rot und Blau werden nicht benutzt, da sie vor schwarzem Hintergrund bei Videotexttiteln nicht gut lesbar sind. Verwendet werden die Farben Cyan, Magenta, Gelb, Grün und Weiß.
Die ersten vier Farben werden für die Hauptcharaktere genutzt, die den meisten Sprachanteil haben. Nebencharaktere erhalten die Farbe Weiß. Es ist erlaubt, diese Farben zuvor im Untertitel den Zuschauern zu erklären.
Cyan gilt eher Männern und Magenta wird eher Frauen zugeordnet. Gelb gilt eher agressiveren Charakteren und Grün den etwas zurückhaltenden. Wichtig ist, dass die Farbzuordnungen keine Rückschlüsse auf die Handlung zulassen dürfen. Deshalb werden MörderInnen im Krimi immer weiß untertitelt.
Neben weiterem Basiswissen und zahlreichen Tipps, insbesondere auch zur wesentlich komplizierteren Audiodeskription, erhielten die Workshopteilnehmer am Nachmittag die Möglichkeit ihr neues Wissen in die Praxis umzusetzen. Es stellte sich heraus, dass eine professionelle Untertitelung ein sehr zeitintensives Unterfangen ist. Durch die anschließende Diskussion wurde allen Teilnehmern deutlich, dass schon bei der Erstellung des Films eine spätere Untertitelung mitbedacht werden sollte. Die in den letzten Jahrzehnten rasant angestiegene Anzahl der Schnitte im Film sind nicht immer sinnvoll und erschweren die Untertitelung enorm.